Wednesday, December 05, 2007

Nichts als Gespenster

Es gibt wenige Filme, die die Magie einer Romanvorlage in Celluloid zu übersetzen wissen. Noch schwerer wird es, wenn man aus einzelnen Erzählungen einen Handlungsstrang stricken will. Dem Regisseur Martin Gypkens ist das auf erstaunliche Weise mit Judith Hermanns Erzählband Nichts als Gespenster gelungen, der mir noch immer einer der liebsten der letzten Jahre ist. So gerne und so schnell spricht das Feuilleton vom "Lebensgefühl" oder "Sound einer Generation" - jedes Jahr ist es so weit, dass man angeblich einen neuen Soundtrack oder Roman über oder zu seinem Leben serviert bekommt.



Bei Nichts als Gespenster war das nichts anders, doch wer kann wirklich behauten, so zu leben? "Es ist nicht ungewöhnlich. Viele Leute leben so", schreibt Judith Hermann in ihrer Titel-Erzählung, was natürlich eine romantische Übertreibung ist. "Sie reisen und sehen sich die Welt an, und dann kommen sie zurück, arbeiten, und wenn sie genug Geld verdient haben, fahren sie wieder woanders hin".

Ob das tatsächlich der Lebensentwurf der Generation 30+ ist, wäre noch zu klären – fraglos aber ist es ein reizvoller Lebensentwurf, ständig getrieben von der Sehnsucht nach Erleben, der Suche nach dem großen Augenblick. Martin Gypkens hat sie in enorm intensiven Bildern eingefangen, die hungrig auf Island, Jamaica oder sogar, obwohl eigentlich uncool genug, die Rocky Mountains machen. Auf ins Leben!